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lassen. Strubberg machte sich denn auch an die ihm
noch ungewohnte Arbeit und hatte hierbei mit
mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen, besonders
störend war es für seine Aufzeichnungen, wie er
später selbst erzählte, daß er sich durch seinen lang
jährigen Aufenthalt in Amerika das Denken in eng
lischen Satzkonstruktionen angewöhnt hatte und in
Folge dessen nicht immer gleich in der Lage war, die
korrekte deutsche Fassung zu finden. Da hatte er
denn in seiner Schwester eine treue Stütze, deren
hoher Bildungsgrad ihm die Aufgabe, die er sich ge
stellt, wesentlich erleichtern half. In verhältnismäßig
kurzer Zeit war ein förmlicher Band seiner Erzäh
lungen entstanden, welcher in den Kreisen seiner
Freunde nunmehr die Idee auftauchen ließ, daß
Strubberg, da der Versuch so befriedigend ausgefallen,
sein Werk auch im Druck erscheinen lassen solle.
Unser Landsmann sah sich nach einem Verleger um
und fand denselben in dem vornehmsten Buchhändler
Deutschlands, denn sein Erstlingswerk erschien bei
Cotta in Stuttgart, dem damaligen Hauptverleger
unserer klassischen Literatur, und zwar unter dem
Titel: „Amerikanische Jagd- und Reiseabenteuer aus
dem Leben in den westlichen Jndianergebieten von
Armand. Mit 24 Skizzen", welche letztere der Ver
fasser ebenfalls selbst nach der Natur entworfen hatte.
Das Buch kam 1858 heraus, und die gedruckten Er
zählungen machten bei dem Publikum denselben
Effekt, wie früher die mündlichen Mittheilungen im
engeren Freundeskreise. Der „große Kapitän" ver
grub sein Kriegsbeil für immer und griff statt des
Tomahawks zur F^der. Das Glück war ihm hierbei
außerordentlich günstig; da Cotta mit dem Verlag
der Schriften Armands, unter welchem Namen er
nun in ganz Deutschlands bekannt wurde, begonnen
hatte, so rissen sich die ersten Verleger um ihn und
seine weiteren Werke erschienen abwechselnd bei
Rümpler in Hannover, Trewendt in Breslau und
Günther in Leipzig. „Armand" stand sofort auf der
Höhe der Situation, er hatte es nicht nöthig, mit
den Buchhändlern viel Federlesens zu machen und
doch beklagte er sich später im Allgemeinen bitter
über dieselben. (Schluß folgt).
Wilhelm Wtter v. Kreilhaupt
Ein Lebensbild.
(Schluß.)
Somit schied der Verewigte als k. k. Oberstlieute-
itcmt aus dem aktiven Dienste, dern er in Kurhessen
34 Jahre und in Oesterreich 7 Jahre angehört hatte,
in einem Alter von 57 Jahren, um nun ganz seinen
Erfindungen zu leben. *) Damals erfreute ihn die
von Sr. Majestät König Wilhelm von Preußen ihm
allergnädigst verliehene besondere Pension, welche er
fortan neben dem österreichischen Ruhegehalt bezog
als früherer hessischer Offizier und in Anerkennung
seiner artilleristischen Verdienste. Angeregt hatte diesen
Akt königlicher Gerechtigkeit der letzte Kommandeur
der kurhessischen Artillerie, General v. Cochenhausen,
dessen Vorstellungen sodann durch den General von
Plonski und den Oberpräsidenten warm unterstützt
wurden.
Es folgten fast anderthalb Jahrzehnte emsiger
Thätigkeit als schaffender Erfinder und wissenschaft
licher Schriftsteller in einem Lebensalter, in welchem
sonst andere der wohlverdienten Ruhe pflegen.
Aus v. Breithaupt's wissenschaftlichen Aufsätzen
sind zwei wichtige Fachschriften besonders hervor-
*) Inzwischen ist ein ausführlicher Nachruf aus der fach
männisch berufenen Feder des Herrn Major a. D. v. Stam-
ford erschienen (im Kasseler Tageblatt und Anzeiger vom
14. April l. Z., drittes Blatt), auf den wir als — be
sonders in fachtechnischer und dienstlicher Beziehung — vor
züglich belehrend verweisen möchten.
zuhebkn, von denen die erstere Kassel 1868 bei
Th. Kay in Buchform erschienen ist, „Der Entwick
lungsgang und die darauf gegründete Systematik des
Zünderwesens, sowie das einheitliche Sprenggeschoß?
feuer", und die andere ebendaselbst 1877 ausgegeben
wurde unter dem Titel: „Zum Sprenggeschoß-Feuer
der Land- und See-Artillerie. Ein Beitrag zur Ent
wickelung dieses Hauptgegenstandes in den Artillerien
bis zur Neuzeit. Für Offiziere aller Waffen."
Hatte nun Armstrong die v. Breithaupt'sche Er
findung ausgenutzt, so wurde dem Verewigten später
in England doch wenigstens die Anerkennung zu
Theil, dies schriftlich bestätigt zu erhalten neben dem
Geschenke einer Zündersammlnng. Großmüthiger er
wies sich Rußland nach dem russisch-türkischen Kriege von
1877, in welchem die Schrapnels mit dem v. Breit-
haupt'schen Zünderprinzip die besten Dienste geleistet
hatten, durch ehrenvollste Ordensauszeichnung und
eine reiche Dotation. Doch blieben alle Ehren und
Anerkennungen gering gegenüber dem Aufwande an
Zeit und Energie und den großen pekuniären Opfern,
die v. Breithaupt bei seinen nimmer ruhenden Ar
beiten und Versuchen persönlich gebracht hatte. Sein
schönster Lohn blieb zeitlebens die innere Befriedigung,
welche die Wissenschaft ihren Jüngern verleiht, und
die tröstende Gewißheit, seiner Lieblingswaffe, der
Artillerie, unschätzbare Dienste geleistet zu haben.