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am 26. April 1794.
s^n Nr. 6 des „Hessenlandes" wird von Herrn
Jp Major H. von Pfister mit Recht das
& vortreffliche 1881 bei Elwert zu Marburg
erschienene Werl Ditfurths: „Die Heffen in den
Feldzügen der Champagne, am Main und Rhein
während der Jahre 1792, 1793 und 1794"
rühmend hervorgehoben. Doch nicht minder be
deutend und interessant sind die schon früher
erschienenen Werke des genannten Verfassers.
Ebenso bemerkenswerth ist das erst neuerdings
bei Elwert in Marburg erschienene, aus dem
Nachlaffe des Verfaffers 1887 veröffentlichte
Merkchen: „Die Schlacht bei Borodino am
7. September 1812 mit besonderer Rücksicht auf
die Theilnahme der deutschen Reiter-Kontingente."
Unter den Werken Ditfurths befindet sich
auch eine geschichtliche Skizze über das ehemalige
Kurhessische Leibgarde-Regiment. In derselben
wird auf S. 62 bei der Schilderung des An
griffes aus den Arronaiser Wald, ein Hauptmann
von Pappenheim als Führer einer Tirailleur-
Linie erwähnt. Letztgenannter hat über alle die
schon vorher gedachten Feldzüge Tagebuchs
aufzeichnungen hinterlassen, welche dem Verfasser
nicht bekannt waren. In diesem Tagebuch be
findet sich auch ein Bericht über den Angriff
auf den Arronaiser Wald, welcher im Allgemeinen
ganz genau mit der Schilderung des oben-
enannten Verfassers übereinstimmt. Es wird
ierdurch der Beweis erbracht, wie richtig und
wahrheitsgetreu die Darstellung des Gefechtes
von dem Verfasser der obigen Schrift wieder
gegeben ist. Der Tagebuchbericht über den
Kampf am 26. April des schon erwähnten Haupt
manns von Pappenheim lautet wortgetreu fol
gendermaßen:
Der heutige Tag (26. April 1794) war ein
warmer Tag für uns, aber hauptsächlich für
mich. Um 3 Uhr diesen Morgen mutzte ich auf,
weil ich zum Arbeitskommando kommandirt
war, an einer Schanze, so 7« Stunde vom Lager
nur entfernt und zur Deckung des Lagers an
gelegt worden ist. Es kommen 2-Pfd.-Kanonen
und eine Haubitze hinein. Gegen 5 Uhr hörten
wir rechts und links, auf allen Flügeln, klein
Gewehr-Feuer und um 7-7 Uhr war das
Engagement so allgemein, daß die ganze Armee
in's Gewehr ging und ich von meinem Arbeits
kommando abgerufen ward. Vor der Schanze,
wo wir arbeiteten, liegt ein Wald, in welchem
es sehr stark knapperte. Wir „fünf Bataillone
Heffen" marschirten von unserm Lagerplatz ab
und zogen uns links nach einer Schanze vor
Castillon, vor uns einen bebuschten Meierhof
habend. Wahrscheinlich war die erste Absicht,
blos Castillon als das Hauptquartier Coburgs
zu decken. Ich kam mit 100 Mann auf
Kommando in den Meierhof und bekam hernach
noch 50 Mann Verstärkung. Rechts und links
hatte ich kaiserliche Cavallerie zur Deckung, und das
waren Kaiser-Chevauxlegers und von Curazai.
Hier bekam ich gar bald Gelegenheit, mich mit dem
Feind herum zu schießen. Der Meierhof lag
auf einer Anhöhe, darunter lag ein kleines
Dörfchen und hinter dem Dörfchen ein buschiger
Wald, in welchem wir noch heute genug zu thun
bekamen. Anfänglich mochte der Feind wohl
nicht stärker als etwa 1O0O Mann sein, mit
welchem ich mich herumarbeitete. Das Dörfchen
war der Zankapfel. Die Feinde bemeisterten
sich desselben und ich jug sie wieder heraus. Da
sie sich aber hiernach ansehnlich verstärkten und
sogar Kanonen holten, zog ich mich auf meinen
Meierhof zurück, wo ich meine Leute hinter die
Hecken stellte, und hoffte, der Feind werde den
Berg herauf kommen; ich hätte ihm alsdann
eine tüchtige Lage geben können, und die kaiser
liche Cavallerie, so ich rechts und links hatte,
hätte an sie ein wenig stacken können. Nur
wenige Franzosen wagten sich aber so weit und
gingen auch gleich rum loß — nach dem Dörfchen
und Walde, da ich Feuer auf sie geben ließ.
Unterdessen dies wohl drei Stunden dauerte,
hatte der Herzog von Pork wie auch Coburg die
Franzosen total geschlagen auf dem rechten Flügel,
ihnen viele Kanonen abgenommen und ihren
General Chabot (Chapuis, siehe Dirfurth) ge
fangen genommen. In deffen Brieftasche fand
man die Disposition der ganzen Attaquen des
Feindes auf unsere Armee. Mit der einen
Hälfte des (kindlichen Heeres war der General
en chef Pichegru gegen Clairfait gegangen,
welcher bei Tournai stehet; und mit der andern
Hälfte siel Chabot auf uns. Die Engländer
haben sich besonders hervorgethan, und ihre
Cavallerie — eine ganze Linie Infanterie über
den Haufen geworfen. Ein englischer General
ist auch geblieben, dabei ist auch der kaiserliche
General Alvinzi hart blesfirt worden. Da es
nun auf dem rechten Flügel ganz ruhig war
und bei uns das Feuer immer stärker wurde,
so ließen etliche kaiserliche Generale unsere zwei
Bataillone Gardegrenadiere vorrücken, auf Befehl,
wie sie sagten, des Kaisers. Zwei Kanonen