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Eine römische Niederlassung auf dem Boden der Stadt
Hanau.
Von Professor vr. Georg Wolfs (Frankfurt a. M.).
^Mie in Frankfurt, so galt es auch in Hanau
t|fj bis vor wenigen Jahren den Lokalforschern
V als ausgemacht, daß das Terrain, auf
welchem heute die beiden Städte sich ausbreiten,
in vorgeschichtlicher und römischer Zeit ein von
Flußarmen durchzogenes Sumpf- und Bruchland
war, dein sich insbesondere die Römer mit ihren
Straßen und Niederlassungen geflissentlich fern
hielten. Vereinzelte Nachrichten über angeblich
römische Funde, die hier wie dort nach münd
licher und schriftlicher Neberliefernng gemacht
sein sollten, wurden unter Hinweisung auf die
Kritiklosigkeit mancher älterer Lokalhistoriker
allgemein als unhaltbar bezeichnet. Auch als in
den Jahren >886—1888 an der Kinzigmündung
das große Kastell von Kesselstadt aufgefunden
lind gleichzeitig die Existenz einer römischen
Mainbrücke vor der Mündung des Mainkanals
nachgewiesen wurde*), war man noch geneigt, die
Hauptverkehrsstraßen von jenem Lager zu dem
Grenzkastell Rückingen das Gebiet der jetzigen
Stadt in einem das rechte Ufer der unteren
Kinzig begleitenden Bogen umziehen zu lassen,
ganz wie bei Frankfurt die von der Lokalforschung
anerkannten römischen Ansiedelungen das eigent
liche Stadtgebiet in einem nach Süden offenen
Bogen umgaben. Immerhin aber mußte die
Existenz und Lage der Hanauer Brücke bereits
erhebliche Bedenken gegenüber dem Dogma von
der Unberührtheit des Hanauer Bodens erwecken
zu einer Zeit, wo auch in Frankfurt die neuen
Fundstätten römischer Reste sich dem Kerne der
Stadt immer mehr näherten. Hatten die Aus
grabungen bei Kesselstadt bereits ergeben, daß
die von Friedberg nach dein Mainknie bei Hanau
verlaufende römische Straße die ehemals sumpfige
Niederung an der Kinzigmündung dicht vor
*) Vergl. G. Wolfs, Dos römische Lager zu Kessel
stadt bei Hanau. Hanau 1890. Ueber die Mainbrücke
und ihre Zufuhrwege handelt besonders der 111. Abschnitt,
S. 19 ff.
den westlichsten Häusern der Stadt durchkreuzte,
so wurde es durch die Auffindung der Brücken
reste mehr als wahrscheinlich, daß, wie das linke,
so auch das rechte Mainufer von einer Straße
begleitet war, welche das Kastell Großkrotzenburg
über Hanau, Kesselstadt, Frankfurt rc. mit Kastei
tind Mainz verband.*) Diese Vermuthung fand
dann sehr bald eine Bestätigung durch die Auf
findung zweifelloser Reste dieser rechtsmainischen
Uferstraße, besonders aber durch die zufällig, aber
sehr rechtzeitig erfolgte Aufdeckung der Trümmer
einer Militärstation unter dem Boden des ältesten
Theils der Stadt Frankfurt, welche ein- für alle-
mal jeden Zweifel daran beseitigten, daß auch
den Römern die Bedeutung der Frankenfurt für
den Verkehr im unteren Maingebiete nicht ent
gangen war.
Noch fehlte für Hanau ein gleich ausschlag
gebender Beweis für die Besetzung und Be
siedelung des eigentlichen Stadtgebietes. Da
sollten denselben im vergangenen Jahre die
Arbeiten für die Anlage einer Werft an der
Mündung des Mainkanals in überzeugendster
Weise bringen. Dieselben nöthigten dazu, in
dein Winkel zwischen Kanal und Strom das
Ufer in einer Breite von ca. 30 Meter abzu
tragen. Die Stelle lag gerade da, wo nach den
früher gemachten Beobachtungen die römische
Brücke das nördliche Ufer erreichen mußte. Die
im Jahre 1886 hier zur Feststellung des Brücken
endes vorgenommenen Nachgrabungen waren
resultatlos geblieben, da sich ergab,' daß das
*) Diese Vermuthung wurde zum ersten Male aus
gesprochen in der oben angeführten Schrift, S. 28. Ihre
Bestätigung fand der Verfasser bald bei den Unter
suchungen, die er in der Umgebung Frankfurts theils
privatim, theils im Aufrage der Reichs-Limes-Kommission
vornahm. Vergl. G. Wolfs, Die römischen Ziegeleien
von Ried bei Höchst und ihre Umgebung. Frankfurt a. M.
1893. Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst,
dritte Folge, IV. Band, S. 215, Anm. 1, 235 ff. u. 245.
Limesblatt 1893, Nr. 6, 52.