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zuschaffen. So drang das Korps des General
Brown bis vor Charlestown vor und steckte die
Vorstadt in Brand, allein hier zeigte sich's, daß
die Ankunst Clinton's blinder Lärm gewesen sei.
Es war vielmehr eine französische Flotte, die vor
Charlestown erschienen war. Da zugleich die
Nachricht eintraf, daß Savannah von den Fran
zosen bedroht werde, so blieb dem Korps Brown
nichts übrig als schleunigst zurückzukehren. Bei
Stonesferry suchten die Amerikaner den Hessen
und Engländern den Uebergang über einen schmalen
Meerbusen, den sie zu passiren hatten, zu ver
wehren. Das Rall'sche Grenadierbataillon hatte
mit einem englischen Kanonenboot den Uebergang
zu decken. Ein amerikanisches Schiff von 16
Kanonen suchte ihm in den Rücken zu kommen,
wurde aber von dem hessischen Wissenbach'schen
Regiment mit seinen Regimentskanonen übel
empfangen und mußte die Segel streichen, bei
welcher Gelegenheit das Rall'sche Regiment die
zwei Kanonen wieder bekam, die es bei Trenton
verloren hatte.
Unterdeß war der französische General Condestin
mit 6000 Franzosen und 7000 Amerikanern vor
Savannah erschienen und forderte Brown zur
Uebergabe auf. Brown erbat sich 24 Stunden
Bedenkzeit, während welcher Zeit es den letzten
Hessen gelang, wieder in die Stadt zu kommen.
Zur Vertheidigung der in Eile aufgeworfenen
Schanzen standen demselben nur vier Regiments-
kauonen zu Gebote. Es wurden deshalb die
Kanonen der zwei im Hafen liegenden englischen
Schiffe an's Land gebracht, um die Linie zu
armiren. Vier Wochen lang wurde Savannah
bombardirt. Da erschien eine englische Motte
von Charlestown aus, vor der die französischen
Kriegsschiffe sich zurückzogen. Sie führte den
Belagerten neue Lebensmittel und zwei Regimenter
Verstärkung zu. Nach vier Wochen versuchte die
alliirte französische und amerikanische Armee noch
einen Sturm, der aber glänzend abgeschlagen
wurde. Kurz darauf hob Condestin auf die
Nachricht vom Fall Charlestowns die Belagerung
auf. Auch Clinton kehrte nach der Einnahme
dieser Stadt mit dem größten Theil der Hessen
und Engländer nach Newyork zurück, Savannah
wurde aber von Neuen: verproviantirt.
Die südliche Kost mochte den Hessen nicht
schmecken, denn so schreibt Reuber: „An Reisch
fehlte es uns nicht, aber keine Kardüffeln gab
es nicht in denen süttlichen Deilen. Wenn wir
diese kochen wollten, mußten wir sie pundweiße
kaufen, und dabei thäten sie doch nicht Schmücken,
sondern sie thäten einen: wie Galle in: Halse."
Im Sommer 1779 wurde das Rall'sche Regi
ment nach Charlestown in Garnison gelegt,
während das Wissenbach'sche, welches nun „von
Knoblauch" genannt wurde, in Savannah blieb.
Hier lag es ruhig bis zum Frühjahr 1780 und
mußte exerzireu, wie Reuber schreibt, wie in:
Hessenlande. Um diese Zeit wurde das Bataillon
zu einer Expedition beordert, welche den Zweck
hatte, die Sammlung einer amerikanischen Armee
bei Mungkorner durch einen General Green
zu verhindern. Hier erwarb das Bataillon neue
Lorbeeren. Die Amerikaner wollten die Hessen
überfallen, welche durch einen großen Morast,
durch den nur ein schmaler Weg führte, vor dem
Feind gedeckt standen. Ein gefangener Spion
sollte den Amerikanern in dunkler Nacht den Weg
durch den Sumpf zeigen. Allein in: Avanciren
entfloh dieser und machte auf der entgegengesetzten
Seite Lärm, was zur Folge hatte, daß die von
einem scharfen Feuer empfangenen Amerikaner in
blinder Flucht unter Zurücklassung von zwölf
Kanonen und zwölf Fahnen zurückkehrten. Im
Triumph wurden die erbeuteten Trophäen in
Charlestown eingebracht. Eine Verschwörung von
Bürgern Charlestowns wurde durch einen Schwarzen
entdeckt, der den: Kommandanten die u:it der
eigenen Unterschrift versehene Liste derselben aus
händigte. Diese wurden aufgehoben und auf
eine wüste Insel ohne Baum und Strauch,
Noplin Gosche (?), gebracht, ihre Frauen ui:d Kinder
aber aus der Stadt verwiesen. Gegen Ende des
Kriegs war der englische General Clinton be
kanntlich in Folge der unglücklichen Kapitulation
von Jorktown genöthigt, die Südstaaten zu räumen.
An: 21. Oktober 1782 wurden deshalb die in
Charlestown liegenden Hessen nach Newyork ein
geschifft. Am Tage vor den: Abmarsch wurde durch
Anschlag bekannt gemacht, daß sich während des
Ausmarsches bei Strafe kein Bürger am Fenster
oder auf der Straße solle sehen lassen. Am 21.
früh wurde Alarm geschlagen und an den Hafen
marschirt, wo die Einschiffung vor sich ging.
Reuber verhehlt nicht, daß Manche unter den:
Vorwand, etwas vergessen zu haben, in's Quartier
zurückgekehrt und nicht wiedergekommen seien.
Deshalb wurde zuletzt kein Urlaub mehr gegeben,
sondern es wurden Unteroffiziere zurückgeschickt,
welche die zurückgelassenen Effekten holen mußten.
Am 28. landete das Bataillon in Brooklands-
ferry auf Long Island, wo es in dem Baracken
lager des Regiments Bünan einlogirt wurde.
Nach einigen daselbst zugebrachten Rasttagen kam
es in die Winterquartiere nach Girgo.
Gegen das Frühjahr hin endlich erscholl die
Friedensbotschaft, welche den vielgeprüften Hessen
die Aussicht eröffnete, in die liebe Heimath zurück-