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daß ich ihm treu diene. Meiner lieben Juris
prudenz und überhaupt dem Civilstande habe ich
längst Valet gesagt. Ich bin und bleibe Soldat,
wozu ich von jeher Neigung hatte. Die Erfahrung,
die ich wenigstens bitter genug machte, hat mich
belehrt, daß bei der Tintenkleckserei nicht viel
herauskommt. — —"
Gern wäre Dithmar bei die österreichische
Reiterei gegangen, da er aber nicht genug Mittel
hatte, um die Uniform zu bezahlen, so mußte er
auf die Erfüllung dieses Wunsches verzichten und
trat im Februar 1810 in das 15. Infanterie-
Regiment. Die Kosten für die Equipirung konnte
er sich nur durch den Verkauf seiner Pferde be
schaffen. Aus seiner Garnison Landskron schreibt
er am 27. April desselben Jahres seinem Oheim
Rommel, daß er ein Gesuch an das Kriegs
ministerium nach Kassel gesandt und um Be
gnadigung, Zurückerstattung seines Vermögens,
sowie um Anstellung in seinem augenblicklichen
Range im westphälischen Heere gebeten habe.
Seine Sehnsucht nach dem Vaterland war um so
stärker geworden, als er gerade einen, leider
verloren gegangenen Brief von Martin aus
Berlin erhalten hatte, aus dem ihm dessen Be
gnadigung und Wiederanstellung bekannt geworden
war. Seinem Wunsche wurde aber nicht willfahrt,
er scheint nicht einmal eine Antwort erhalten zu
haben. Am 30. Mai 1812 erwartete er zu
Chrudim in Böhmen den Befehl, mit seinem Re
gimenté nach Rußland zu marschiren, wo er dann
seinen Bruder Fritz (67), der in westphälischen
Diensten stand, „auf dem Feld der Ehre" zu finden
hoffte. Ob er den russischen Feldzug mitgemacht
hat oder nicht, ist nicht bekannt. Am 16. Sep
tember 1813 starb er unverheiratet zu Prag an
der Bräune, ohne daß man über seine Thätigkeit
in den Freiheitskriegen etwas sagen könnte. So
war ihm nur vergönnt, die Morgenröthe der
Freiheit zu schauen.
66. Martha Philippine Dithmar wurde
am 7. April 1786 zu Homberg geboren und
starb daselbst am 15. Februar 1808. Ihre
Schicksale sind bereits zu 61 erzählt worden.
67. Friedrich Karl Dithmar wurde 1781
oder 1782 vermuthlich zu Homberg geboren, wenn
seine Geburt in den dortigen Kirchenbüchern auch
nicht vermerkt ist, und trat nach seiner 1806 zu
Wolfhagen erfolgten Konfirmation in waldeckische
Kriegsdienste als Kadet ein. Als die westphälischen
Unterthanen durch Dekret vom 9. Januar 1808
in die westphälischen Dienste zurückberufen wurden,
trat er in das westphälische Heer ein und wurde
1809 Leutnant im 3. Linien-Jnfanterie-Regiment.
In diesem nahm er, nachdem er zuvor in Kassel
und Magdeburg in Garnison gestanden hatte, an
der Besetzung der Stadt Hannover Theil, als
diese 1810 dem Königreich Westphalen einverleibt
wurde. Er machte das Lustlager auf dem Forst
bei Kassel in demselben Jahre mit, wurde in das
zu Mühlhausen und Eschwege garnisonirende
5. Linien-Jnfanterie-Regiment versetzt und
marschirte mit diesem 1812 nach Rußland. Am
14. April überschritt er über Schlesien die russische
Grenze; an diesem Tage hatte das Regiment bei
Kobelin, am 16. bei Kalisch Revue vor dem König
Jerome und lag dann längere Zeit unter den
ungünstigsten Verpflegungsverhältnissen auf Dörfern
bei Kalisch. Am 17. August machte Dithmar
die Schlacht bei Smolensk mit, doch kam sein
Regiment nicht recht in's Treffen. Sein letzter
Brief ist aus Miasma vom 12. September 1812
geschrieben. Das Regiment hatte die hinter der
großen Armee folgenden Transporte zu decken.
Die Folgen der ungeheuern Anstrengungen des
Feldzugs hatten sich allmählich auch bei Dithmar
eingestellt; er litt am kalten Fieber und seine
Brust war „ruinirt". Er konnte kaum noch
schreiben, da er vor Schwachheit zitterte. Weitere
Nachrichten über ihn sind nicht eingegangen, und
so wird er wohl bald nach diesem Brief ent
schlafen sein.
68. Ludwig Friedrich Dithmar wurde
am 17. Juli 1797 zu Wolfhagen geboren.
Er widmete sich dem Bergfach und trat 1813 bei
den freiwilligen Mineurs ein, mit welchen er den
Feldzug gegen Frankreich und namentlich die
Belagerung von Luxemburg mitmachte. Am
13. Dezember 1814 wurde er zum Bergwerks-
Alumnus angenommen, dann Materialschreiber an
der Holzhäuser Hütte bei Homberg, am 10. August
1825 Kontrolleur und wirklicher Mitbeamter bei
dem Eisenhammer zu Lippoldsberg und später
in gleicher Eigenschaft auf den Messinghammer
bei Kassel versetzt, wo er am 13. Mai 1835 starb.
Er verheiratete sich am 18. April 1827 zu
Karlshafen mit Bernhardine Schomburg,
der am 11. Oktober 1806 geborenen jüngsten
Tochter des Physikus Dr. Anton Schomburg
und dessen Ehegattin Juliane, geborene Rosen-
hagen zu Karlshafen; diese starb am 4. Juli
1837 zu Kassel. Seine Kinder siehe 70—72.
69. Christiane MarieDithmar wurde am
1. Oktober 1800 zu Wolfhagen geboren. Ihre
Geburt gab ihrer Mutter den Tod. Sie starb
unverheirathet im Frühjahr 1834 zu Obervorschütz
bei ihrer Kousine Coester (61 Anm. 1 o.)