Metadaten: Zum Fernsehen
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- Persistente ID:
- 02008082543278
- URN:
- urn:nbn:de:hebis:34-02008082543278
- Titel:
- Zum Fernsehen
- Signatur:
- 75 SF D 0022
- Inventarnummer:
- 275983, 275984
- Dokumenttyp:
- Bild
- Sammlung:
- Fotografie als Kunst - Kunst als Fotografie
- Aufnahmedatum / Datierung:
- 1977
- Größe:
- Fernsehzeitungsseite: 33 cm x 50 cm; Fotos (auf Graupappe): je 10,5 cm x 13,5 cm; Graupappe: 34,5 cm x 61,5 cm
- Technik:
- Silbergelatinepapier (Baryt)
- Materialbeschreibung:
- 1 Seite einer Fernsehzeitung vom 5.6.1977; befindet sich unter Glas und ist abgeklebt. 1 Graupappe mit neun montierten Schwarz-Weiß-Fotos; befinden sich unter Glas
- Motivbeschreibung:
- Die 1982 erworbene Arbeit „Zum Fernsehen“ aus dem Jahre 1977 besteht aus einer Seite einer Fernsehzeitung vom 5.6.1977 und einer Graupappe mit neun montierten Schwarz-Weiß-Fotos. Die Bilder, die einige Fernsehsendungen auf der Seite der Fernsehzeitung illustrieren, hat Schweizer anscheinend während der jeweiligen Sendung von einem s/w-Fernseher abfotografiert und in drei 3er-Reihen angeordnet.
- Provenienz:
- Ankauf 1982
- DDC-Sachgruppe:
- 700 - Kuenste, Bildende Kunst allgemein (The arts)
- 770 - Fotografie, Computerkunst (Photography and photographs)
- Information:
- Helmut Schweizer wurde am 23. Mai 1946 in Stuttgart geboren. Von 1967 bis 1973 studierte er an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Herkenrath, Jochims, Klemm und Antes. Zusätzlich studierte er von 1970 bis 1973 Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Karlsruhe. 1967 war er an der Gründung der politischen Künstlergruppe PUYK beteiligt, die 1970 wieder aufgelöst wurde. Er erhielt mehrere Stipendien, von denen das wichtigste das Villa Massimo-Stipendium zu Rom war, in dessen Genuss er 1975-76 und 1981-82 kam. Schweizer verzichtet bewusst auf jede akademische Ausübung der Kunst. Seine Arena ist das Erfahren der Realität, seine Themen die Zeit, die Bedrohung und Veränderung der Natur durch den Menschen, Werden und Vergehen. Er sucht Strukturen von Materie und Denken, beschäftigt sich mit fest verankerten Vorstellungsformen und Bewertungsmaßstäben. Der Künstler bedient sich bei seiner Reflektion über das Selbstbewusstsein, dessen Bedingungen und seiner Verortung in der Welt wissenschaftlicher Analyse, Dokumentation und Einordnung. Seine ersten Fotografien entstehen 1969. Es sind Diareihen und Fotoserien. Er nutzt sie zunächst als Mittel um seine Aktionen und temporären Installationen zu dokumentieren. Dann entstehen Serien, die Eingriffe des Menschen in die Natur und Prozesse zeigen. 1970 erschafft er 3er-Serien, die Zeit sichtbar machen, indem sie zuvor genau geplante Eingriffe zeigen. Schweizer fotografiert aber nicht nur Natur, sondern auch alltägliche Handlungsabläufe, mit denen er das Spezifische allgemein Interpretiert. Darüberhinaus existieren sozialkritische Fotografien, sowie Arbeiten die sich mit Fotografie an sich, als Kunst und mit ihrer Sprache beschäftigen. Mitte der 70er-Jahre entstehen erste Fotomontagen, die für spätere Arbeiten wegweisend sein werden. Zur selben Zeit bemüht er sich um eine Kombination von kulturellem Erbe und aktueller Erfahrung. Mit seinen Fotografien unserer Umwelt will er uns nicht nur die Augen öffnen, um die Wirklichkeit zu sehen, er schafft es auch dem Alltäglichen eine tiefe Schönheit abzuringen, die seine Bilder feinfühlig vermitteln können, zumal er sehr anschaulich arbeitet. Er will seine Gedanken und Erfahrungen überprüfbar, nachvollziehbar und sogar reproduzierbar machen. Die Dreierreihen dieser Arbeit stellen keinen nachvollziehbaren Handlungsablauf dar, wie etwa die 3er-Serien, die Schweizer ab 1970 herstellte, erinnern aber durchaus an Zapping. Das Zapping und der Künstler als Betrachter der Sendungen thematisieren das Vergehen von Zeit und übrigens auch die Verschwendung derselben, Die Fernsehzeitung selbst verweist auf zeitliche Einordnung und Ablauf. Alle Sendungen sind fein säuberlich nach Chronologie aufgelistet, mit Inhaltsangaben und teils mit Illustrationen unterfüttert. Trotz der Tatsache, dass das Thema Fernsehen so weit entfernt ist von Schweizers großem Motiv Natur, funktioniert die Reflektion von Zeit, Werden und Vergehen ganz hervorragend mit der anschaulichen und wissenschaftlich-strengen Ordnung des Fernsehprogramms. Man kann das vorliegende Motiv sogar noch weiter mit Schweizers Themen verzahnen. Wenn er sich mit Vorstellungsformen und Bewertungsmaßstäben beschäftigt, stößt er zwangsläufig aufs Fernsehen, dass diese nicht unwesentlich mitformt, zumal es für viele Menschen zum Alltag gehört. Vielleicht klingt hier auch eine leise Sozialkritik an. Mit Sicherheit aber konnte Schweizer hier ein Exempel dafür abliefern, wie die fotografische Sprache unter anderem funktionieren kann. Als kommentierte Illustration eines Massenmediums. Nicht nur Tageszeitungen, Bücher und Wochenmagazine, sondern eben auch so etwas Neues und Banales wie ein TV-Magazin waren auf Abbildungen angewiesen. Mit dem Entstehungsdatum 1977 passt die Arbeit zeitlich sehr gut zu Schweizers Bemühen um eine Kombination von kulturellem Erbe und aktueller Erfahrung die Mitte der 70er-Jahre einsetzte. Bearbeitet von Bernd Schmidt
- Sprache:
- Kein linguistischer Inhalt
- Sonstiges / Bemerkungen:
- auf beiden Teilen die Signatur des Künstlers, Datierung 1977, Stempel und Inventarnummern der Bibliothek
- Jahr der Digitalisierung:
- 2011
- Herkunft der digit. Ausgabe:
- Kassel
- Hersteller der digit. Ausgabe:
- Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel
- Physikalischer Standort:
- Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel